Sulfide

Sulfide sind Bestandteile der sogenannten Zwiebelgewächse. Sie sind vor allem in Knoblauch, Zwiebel, Porree oder auch Schnittlauch enthalten. Für Porree, welcher Gegenstand dieser Studie war, konnten keine Gehalte an Sulfiden in der Literatur gefunden werden.

Die Vorläufersubstanzen zu den, für ihren scharfen Geruch und Geschmack bekannten, Sulfiden befinden sich im Zellplasma von Pflanzenzellen. Davon getrennt in separaten Kammern (Vakuolen) der Pflanzenzelle sind Enzyme enthalten, welche diese Vorläufersubstanzen in diese Sulfide umwandeln. Dies geschieht, wenn man mechanische Zerstörung anwendet z.B.: beim Zwiebelschneiden oder Knoblauchpressen. Dies erklärt warum einem dabei "die Tränen kommen“.

Es gibt verschiedene Sulfide, wasserlösliche und fettlösliche, siehe Abbildung.

Verschiedene Sulfidgrundstrukturen. Sulfide können fettlöslich oder wasserlöslich sein.

http://gemueselust.at/sites/default/files/plantcompounds/attachments/S_086_Bild.pdf

Eindeutige Nachweise, in welcher Art und Weise, unterschiedliche Sulfide einen Einfluss auf körperliche Funktionen haben sind noch nicht erbracht worden. Es wird aber diskutiert, dass die Anzahl der Schwefelatome in den Verbindungen für die Organspezifität (In welchem Organ sie wirken) und Wirksamkeit der Sulfide verantwortlich sein sollen.

Außerdem wurde festgestellt, dass die Löslichkeit der Sulfide ebenfalls eine Rolle hinsichtlich ihrer Wirksamkeit spielt.

Bioverfügbarkeit

Die Aufnahmemenge von Sulfiden allgemein ist gut. S-Allylcystein etwa hat eine Aufnahmerate von 55-67 % der zugeführten Menge. Über die Bioverfügbarkeit anderer Sulfide ist zurzeit nichts bekannt.

Therapeutischer Effekt

Wirkungsweise der Sulfide zusammengefasst dargestellt.

http://gemueselust.at/sites/default/files/plantcompounds/attachments/S_087_Tabelle.pdf

Herz-Kreislauferkrankungen

Cholesterinsenkende Wirkung

Wissenschaftler nehmen an, dass Sulfide mit den SH-Gruppen (Schwefel-Wasserstoff funktionelle Gruppen) der Schlüsselenzyme der Cholesterinsynthese binden und so die Cholesterinsynthese im Körper vorübergehend blockieren.

In Studien mit Personen wo eine Gruppe gesund, eine erhöhte Blutfettwerte und eine erhöhte Cholesterinblutwerte hatten wurde erkannt, dass der Verzehr von Zwiebelgewächsen im Vergleich zu keinem Verzehr zu einer Senkung der Blutlipid-, und Plasmacholesterinwerte führte.

Antithrombotische Wirkung

Die schwefelhaltigen Sulfide, welche in Zwiebel bzw. Lauchgewächsen häufig vorkommen haben die Eigenschaft, die Thrombozyten (Blutplättchen) Aggregation zu verhindern sowie die Fibrinolyse (Auflösen der Klumpfaktoren) Aktivität zu steigern.

Das Sulfid Allicin kann zu Stoffen abgebaut werden, welche eine antithrombotische Wirkung haben. In Humanstudien hat die Aufnahme von 6 Knoblauchzehen täglich zu einer erhöhten Aktivität des Fibrinolyse- Systems (Löst „Blutklebstoffklumpen“ auf). Eine Einnahme von nur 2 Zehen täglich, konnte diese Wirkung nicht erzielen.

Außerdem wurde in Humanstudien gezeigt, dass die tägliche Zufuhr von nicht erhitztem Zwiebelsaft, im Unterschied zu erhitztem, die Thrombozyten Aggregation (Blutplättchen-Klumpen-Bildung) reduzieren.

Der Mechanismus dahinter ist vermutlich jener, dass Sulfide Fibrinogen (Blutklebstoff) Rezeptoren auf Thrombozyten (Blutplättchen) besetzen.                           

Antikanzerogene Wirkung

In Tierversuchen wurde eine antikanzerogene Wirkung von Sulfiden bei folgenden Krebsarten nachgewiesen: Speiseröhre-, Magen-, Dickdarm-, Brust- und Lungenkrebs.

Da vor allem die Entstehungs-, und Wachstumsphase der Krebszellen durch Sulfide beeinträchtigt wird, nimmt man an, dass sie folgend wirken: 

Hemmung Phase-I-Enzyme

Sulfide sollen eine Subgruppe der Phase-I-Enzyme hemmen, welche für normal Prokanzerogene aktivieren.

Aktivierung Phase-II-Enzyme

Erhöhen die Aktivität der Entgiftungsenzyme, welche dafür sorgen, dass Kanzerogene aus dem Körper entfernt werden. Siehe Abbildung 29.

Antibakterielle Wirkung  

Unterdrückung der Nitratreduktion im Magen durch Hemmung des Wachstums Nitrat reduzierender Bakterien. Dadurch, dass die Nitrit Bildung durch Sulfide verhindert wird, kommt es zu einer verringerten Bildung von Nitrosaminen aus Nitrit, welche kanzerogen sind.

Hemmung der Zellteilung

Fettlösliche Sulfid Verbindungen erhöhen die Konzentration des freien intrazellulären (zwischen den Zellen befindlichen) Kalziums und können so den Zelltod herbeiführen.

Studien haben ergeben, dass das Sulfid Ajoen (aus Knoblauch) eine Wachstumshemmende Wirkung auf Leukämiezellen hat, jedoch keinen Effekt auf gesunde Leukozyten ausübt.

Ein weiterer Mechanismus welcher einen antikanzerogenen Effekt hat, ist die Cholesterinsenkende Wirkung (48). Man vermutet, dass Sulfide in den Cholesterinproduktionsweg einwirken. Sie sollen ein Schlüsselenzym hemmen und dadurch die Herstellung von körpereigenem Cholesterin sowie dadurch den Plasmacholesterinspiegel senken.

 

Antioxidative Wirkung

Einige Sulfide wirken sich offenbar positiv auf den Antioxidans Mechanismus aus. Sie  wirken auf:

 

Immunsystem stärkende Wirkung

Die Zufuhr von großen Mengen an Knoblauch führte in Humanstudien zur erhöhten Immunantwort durch erhöhte Aktivität von Killerzellen. Diese Wirkung wurde aber nur mit dem ganzen Knoblauch und nicht nur mit den Sulfiden getestet. Daher kann nicht definitiv gesagt werden, ob die Sulfide für diesen Effekt verantwortlich sind.

Antimikrobielle Wirkung

In Experimenten wurde festgestellt, dass Sulfide in Verdünnungen von 1:10 000 bis 1:100 000 das Wachstum von Bakterien über einen Zeitraum von 24 h hemmen können. Es wurde festgestellt, dass die bakterizide Wirkung von z.B. Knoblauch auf die Sulfide zurückzuführen ist, da bei Entfernen der Sulfide der Knoblauch die antibakterielle Wirkung verloren hatte.